Die erste Woche in meinem eigenen A1-Deutschkurs ist geschafft. Ich fühle mich glücklich und erleichtert, im Großen und Ganzen hat alles so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe.
Eigentlich ist es total verrückt, denn ich wollte nie Lehrerin werden. Und jetzt gehe ich jeden Abend vollkommen zufrieden nach Hause und bin super glücklich in meinem Job. Warum das so ist und wie diese Woche lief, erzähle ich euch jetzt.
Am Montagabend ging es los: die erste Unterrichtsstunde. Das erste Mal vor dem eigenen Kurs stehen, das erste Mal meine eigenen SchülerInnen kennenlernen. Ich war sehr aufgeregt, habe vorher unruhig geschlafen und hatte ein bisschen Angst. Ich hatte Angst, dass ich plötzlich ein Blackout habe und alle spanischen Wörter vergesse. Ich hatte Angst, dass vielleicht niemand zur ersten Stunde kommt. Ich hatte Angst, dass die SchülerInnen mich nicht ernst nehmen, weil ich noch etwas jung bin und teilweise jünger als sie selbst. Ich hatte Angst, sie würden mir vielleicht nicht zutrauen, ihnen Deutsch zu lehren, weil ich selbst immer noch weiter Spanisch lerne und nicht perfekt Spanisch spreche. Ich hatte Angst, dass sie vielleicht von meiner Art, den Unterricht zu gestalten, gelangweilt sind. Ich hatte auch Angst, dass ich vielleicht mit dem Unterrichtsinhalt zu schnell bin und sie am Ende der ersten Stunde nichts verstanden haben. So viele Ängste.
Aber bevor die erste Stunde um 18.30 dann losging, wurden mir schon viele meiner Ängste genommen. Mir wurde erzählt, dass auch die erfahrendsten Lehrkräfte vor der ersten Unterrichtsstunde im neuen Kurs nervös sind. Meine lieben Kollegen und mein Chef konnten mir fast alle meine Ängste nehmen, sie haben mich bestärkt und mir gut zugesprochen. Meine Familie und Freunde aus Deutschland und hier aus Kolumbien haben mich genauso bestärkt. Und jetzt kann ich sagen, meine Ängste waren eigentlich unbegründet. Aber es ist trotzdem normal, diese Ängste zu haben.
Es ist schön zu merken, dass meine SchülerInnen etwas von mir lernen wollen und auch bereit sind, etwas dafür zu tun. Der Kurs ist sehr dynamisch und die Kommunikation funktioniert gut. Das Schönste für mich ist, dass wir miteinander und voneinander lernen. Die SchülerInnen lernen Deutsch und ich kann von ihnen auch immer noch etwas neues auf Spanisch lernen. Das alles funktioniert, ohne dass wir vom Thema abschweifen oder zu langsam mit dem Unterrichtsinhalt sind. Es ist für mich (und ich glaube auch für die SchülerInnen) schön, jeden Tag einen Fortschritt beim Lernen zu sehen. Es ist schön, dass sie nach jedem Tag etwas neues können und ich weiß, dass mein Unterricht funktioniert hat und dass der Inhalt angekommen ist und dass etwas gelernt wurde.
Jeden Abend nach dem Unterricht bedanken sich die SchülerInnen bei mir und verabschieden sich auf Deutsch. Das ist nur ein kleiner Moment am Ende des Arbeitstages, aber für mich ist dieser Moment ganz groß. Es macht mich glücklich und stolz, dass sie sich bei mir bedanken. Ich freue mich, wenn sie mich ‚Profe‘ oder ‚Lehrerin‘ nennen, denn dann weiß ich, dass sie mich ernst nehmen und ich fühle mich auch selbst als Lehrerin und nicht mehr als Praktikantin. Wenn ich dann meinen Freunden und meiner Familie erzähle, dass es gut gelaufen ist, dann sind sie genauso glücklich wie ich. Und noch etwas: sie sind stolz auf mich. Und das bin ich auch. Ich bin stolz, darauf DaF-Lehrerin zu sein und ich bin stolz darauf, meinen ersten eigenen Kurs hier im DACH-Institut in Kolumbien machen zu dürfen. Und ich freue mich auf den weiteren Unterricht und selbst noch eine Menge zu lernen.